Let´s rock BabyZu Gast bei einer Foodtruck-Familie

Eine tolle Geschichte, die mir sehr viel Spaß gemacht hat, sie zu fotografieren. Begleitet und geschrieben hat den Artikel Anna-Lena Schwarz

Der Lifestyle der 50er-Jahre, die Mode im Rockabilly-Stil und hochmotorisierte Classiccars sind ihre Passion. Genau wie das Arbeiten im Foodtruck. Die 16 Monate alte Tochter spielt am liebsten auf einem alten Flughafengelände. Eine ganz normale Famillie eben.

Mächtige V8-Motoren blubbern in beeindruckenden Musclecars (noch) gemächlich vorbei. Reihen sich artig vor der Rennanmeldung ein. Von irgendwoher ertönt der typische Jukebox-Swing. Vom Zeltplatz gegenüber Gelächter. Kein Wunder: Es ist Wochenende, Hochsommer und die Besucher voller Vorfreude auf ein turbulentes Festival mit spektakulären Oldtimerrennen, Rock’n’Roll-Bands und jeder Menge Schlemmereien: das „Race 61“ auf dem Gelände des Luftfahrtmuseums in Finowfurt. Mittendrin, doch dank der roten, gepunkteten Tischdeckchen kaum zu übersehen: der Foodtruck von Norma, Tom und Emma. Eine kleine Familie aus Pankow – mit großen Plänen.

„Eigentlich wollte ich nie in die Gastronomie“, lacht Norma, ausgebildete Schauspielerin. Doch als ihr Vater, selbst ehemaliger Restaurantbesitzer, sich just for fun einen alten Feuerwehrwagen zulegt, kommt ihr die Idee mit der mobilen Cocktailbar. Das ist fünf Jahre her. „Da sind die Foodtrucks gerade wie Pilze aus dem Boden geschossen – genau die richtige Zeit, um sich in dem Business einen Namen zu machen!“ Schon bald folgt ein kleiner Flammkuchen-Wagen. Und die Bekanntschaft mit Tom.

Mann zum Mitreisen gesucht

„Er ist immer wieder um meinen Stand herumscharwenzelt und ich suchte ja einen Mann zum Mitreisen. Er ist spontan beim nächsten Event eingesprungen und hat direkt gemerkt – das ist total sein Ding!“ Tom, gelernter Textilbetriebswirt, und Norma sind ein perfektes Team, verlieben sich und entschließen sich, zusammen weiterzumachen. Tom grinst: „Da kündigte sich dann aber auch schon relativ schnell unsere kleine Emma an!“ Nun war Organisationstalent gefragt.

Bis zum Ende ihrer Schwangerschaft stand Norma auf dem Obernwiesenthaler Weihnachtsmarkt im Foodtruck und machte ihre Flammkuchen. „Zum Schluss wurde das Stehen schon anstrengend, da habe ich oft ein Päuschen einlegen müssen. Aber mir macht meine Arbeit eben riesigen Spaß. Wir leben das alles hier mit Leib und Seele und mit größter Liebe zum Detail!“ Unverkennbar. Die Gardinchen passen zur Tischdecke, der Haarschmuck zur Bluse, die Bluse zu den Gardinchen. Selbst genäht von Mama ­Gisela – jetzt Oma Gisela.

race-61 Foodtruck Reportage für das Rossmann-Magazin.

Emma auf Deutschlandtour

Kaum sechs Wochen alt, begleitete Baby Emma ihre „Trucker-Eltern“ schon regelmäßig zur Arbeit. „Ich glaube, deswegen ist sie so wunderbar entspannt. Sie hat keine Angst auf Menschen zuzugehen und geht hier total auf“, schwärmt die 33-jährige Mama. „So viele unterschiedliche Menschen, Eindrücke und natürlich Autos!“ Emma hat sichtlich Spaß. Schiebt ihren original 50er-Jahre Kinderwagen
„tutend“ und „brummend“ über das Festivalgelände.

Ein etwas anderes Familienfest

Da wird Emma auch mal eine Runde von den Nachbarn mitgenommen. Hier kennt man sich eben. „Wir fahren regelmäßig dieselben Events an. Man fühlt sich hier selbst wie in einer großen Familie und wir freuen uns, wenn wir uns jedes Jahr wiedersehen – das ist wie Heimkommen.“ Auf dem „Race 61“ gibt es keinen Konkurrenzkampf unter den Foodtrucks, denn hier doppelt sich kein Angebot. „Wir verkaufen Flammkuchen und Pulled Pork, nebenan gibt’s was Süßes, gegenüber die Getränke.“ Jeder hilft jedem. Auch mit den Kindern.

Doch ein Lotterleben ist das nicht: „Viele Leute denken, bei uns ist alles ganz easy, wir müssen ja bloß am Wochenende arbeiten.“ Stattdessen ist die Woche klar strukturiert: „Montagmorgen brechen wir auf nach Hause – das geht mit Kind nicht mehr sonntagnachts.“ Dienstag wird der Wagen gereinigt und für das nächste Event alles neu zusammengestellt. Mittwochs werden frische Waren auf dem Großmarkt eingekauft. Donnerstag geht’s meist schon wieder los – einen Tag vor dem Event, um aufzubauen. Das Paar ist 24 Stunden zusammen. Das ist auch nicht immer einfach. Töchterchen Emma ist sowieso dabei, ihre Eltern wechseln sich ab mit ihren Aufgaben.

Doch ohne die Großeltern würde es trotzdem nicht funktionieren. Gisela und Harry begleiten die Familie sogar ab und an mit dem eigenen Wohnmobil. Sie kümmern sich liebevoll um Emma, wenn bei Tom und Norma die „Rush Hour“ beginnt. Die meisten Veranstaltungen finden aber in der Nähe ihres Wohnortes statt, häufig stehen die beiden auf Hafenfesten in Warnemünde und auf Rügen. „Was gibt es Schöneres für ein Kind, als im Sommer an der Küste aufzuwachsen und am Strand zu spielen?“, meint Tom.

Und wie steht es um Emmas Zukunft? „Wir sind keine Schaustellerfamilie, die ihre Kinder in jeder Stadt in eine andere Schule steckt.“ Der Plan: auf einem Bauernhof sesshaft werden. Sie bekommt ihre Flammerie, er eine Barbecue-Ecke. „Und einen kleinen Hofladen mit Eiern, Obst und Gemüse aus eigener Produktion“, träumt Norma. „Aber bis dahin haben wir noch einige Events vor uns!“, lacht sie und schwingt gekonnt ihren Holzschieber in den Ofen. Es duftet nach frischem Flammkuchen mit Speck. Emma bekommt noch ein Stückchen auf die Hand, bevor es mit den Großeltern heimgeht.

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